Philosophie
Wenn man bei Mensch-ärgere-dich-nicht in die Reichweite einer gegnerischen Figur gerät, dann läuft man Gefahr, geworfen zu werden. Der Gegner muss nur die "richtige" Zahl werfen, und das passiert bekanntermaßen mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:6.
Wenn man auf das gegnerische Startfeld kommt, läuft man ebenfalls Gefahr, geworfen zu werden. Hier muss der Gegner auch die richtige Zahl würfeln, nämlich eine 6. Auch das passiert mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:6.
Wieso ist dann das Bedrohungsgefühl so viel höher, wenn man auf einem Startfeld steht? Dringt man dabei irgendwie in das Territorium des anderen ein? Hat es damit zu tun, dass die 6 bei Mensch-ärgere-dich-nicht so eine besondere Zahl ist? Oder ist den meisten einfach nicht klar, dass die Wahrscheinlichkeit, geworfen zu werden, hier auch nicht höher ist als woanders?
Psychologisch-philosophische Gedanken aus der Arbeit im Kindergarten. Und da sage noch mal einer, man könne geistig nicht angeregt werden, wenn man "nur" mit kleinen Kindern zu tun hat ;)
Das Thema geht ja schon seit einer ganzen Weile durch die Medien: Der Thienemann Verlag nimmt die Worte "Neger" (schon früher) und "wichsen" (ganz aktuell) aus den Kinderbüchern von Otfried Preußler heraus. Und die Öffentlichkeit echauffiert sich gewaltig.
Ich persönlich sehe das Thema recht entspannt (siehe unten). Was mich aber tatsächlich ein wenig schockiert, sind die Argumente, die in der aktuellen Diskussion vorgebracht werden.
Es sei "abscheulich" und "undenkbar", überhaupt nur über eine Änderungen von Kinderbuch-Klassikern nachzudenken. Das gehöre doch zu unserer Kultur und habe Tradition, und unsere Sprache hätte ja sowieso schon kaum noch deutsche Wörter, und womöglich dürfe man dann ja auch nicht mehr "10 kleine Negerlein" singen und dann müsse man ja in Zukunft auch Sinti-und-Roma-Schnitzel bestellen, muaha.
Die Gegenseite argumentiert - ebenso absurd - , es sei ja allerhöchste Zeit, dass da mal was unternommen würde, "Neger" sei ein rassistisches Wort und Kinder dürften damit nicht konfrontiert werden, sonst würde ihnen das rassistische Gedankengut quasi von klein auf eingeimpft. Aha.
Interessanterweise hängt sich die Diskussion in erste Linie am Begriff "Neger" auf. Über die Frage, ob auch "wichsen" zu unserer Kultur gehört und Tradition hat, habe ich bisher wenig gelesen.
Meine Meinung dazu: Sprache ändert sich. Wörter ändern ihre Bedeutung und kommen deshalb jetzt beim Leser/Hörer anders an als noch vor ein paar Jahrzehnten. Als "Die kleine Hexe" und "Pippi Langstrumpf" geschrieben wurden, waren die Begriffe "Negerkönig" und "durchwichsen" völlig neutral gemeint, während sie heute negativ (im Fall des Negerkönigs) oder mit einer anderen Bedeutung (im Fall von "durchwichsen", was nichts anderes als "verhauen" bedeutet) verstanden werden. Werden diese Begriffe verändert, wird das ursprüngliche Kommunikationsziel wiederhergestellt, auch wenn die Wörter nicht mehr die gleichen sind. Also: Ich find's gut, aber auch nicht so wahnsinnig wichtig.
Vor allem kann ich nur den Kopf schütteln, wenn "Zensur" und "Verbot" geschrien und der Untergang des Abendlandes oder doch zumindest der deutschen Sprache prophezeiht werden. Leute, keiner verbrennt die Bücher oder verbietet euch, die alte Version zu lesen! Und wenn es zu eurem Kultur- und Traditionsverständnis gehört, "Neger" zu sagen, dann verbietet euch das auch keiner. Aber meckert nicht, wenn ihr falsch verstanden werdet!
Ich singe übrigens auch nicht "10 kleine Negerlein", ich las bei Pippi Langstrumpf "Inselkönig" statt "Negerkönig" vor und fand es echt daneben, als in des Töchterchens Kindergarten auf dem Anlaut-Blatt für N das Wort "Neger" auftauchte. "Mohrenkopf" und "Zigeunerschnitzel" finde ich hingegen (noch?) nicht verwerflich. Dafür verwende ich das frühere Pfui-Wort "geil" (wie wohl auch die meisten anderen meiner und der nachfolgenden Generation) in der Bedeutung von "super", ohne sexuellen Anklang. Und ich sage "scheiße", was ich zwar nicht sehr elegant, aber doch auch nicht mehr vollkommen daneben finde. Wörter ändern sich. Sprache im Allgemeinen verändert sich. Das macht den Unterschied zwischen einer lebenden und einer toten Sprache aus. Nicht mehr und nicht weniger.
„Das Passiv unterstützt die Verteidigung des Unhaltbaren“, sagt George Orwell.
„Es wurden Fehler gemacht.“ → Irgendwer hat Fehler gemacht, DIE haben Fehler gemacht. Ich doch nicht!
„Dinge wurden vertuscht.“ → Von wem denn? Dieser Satz ist doch selbst fast Vertuschung. „Was wollt ihr denn? Ich hab doch zugegeben, dass Fehler gemacht wurden.“
Sprache hat große Macht. Sie kann Gemeinschaft stiften. Sie kann Gedankenmuster erschaffen, festigen oder einreißen. Sie kann Kultur schaffen. Und sie kann uns manipulieren, teilweise auf viel subtilere Art, als uns bewusst ist. Das Passiv, das Orwell ins Visier nimmt, ist nur eine Möglichkeit zur Manipulation, und im Deutschen vielleicht gar nicht die häufigste.
Ein größeres Übel ist der Komparativ:
„Man müsste, man sollte, man könnte (keinen Atomstrom mehr verwenden, weniger Autofahren, 10 Kilo abnehmen, mehr Sport treiben, gesünder essen,...)“ Da schwingt das Aber doch schon so deutlich mit, dass der ganze Satz Verschwendung von Atemluft ist.
Überhaupt, das „man“:
„Da fühlt man sich hilflos.“ Wer denn? Ich doch nicht!
Sprache, das sind destillierte Gedanken. Lasst sie uns verwenden, um eine Verbindung zu uns selbst herzustellen, nicht um die Realität von uns wegzuschieben:
„Ich fühle mich hilflos.“
„Ich habe einen Fehler gemacht.“
„Ich verwende keinen Atomstrom mehr.“
Heute ist Welttag der Philosophie. Eine gute Gelegenheit, selbst auch mal ein bisschen herumzuphilosophieren. (War das 'ne prima Einleitung, oder was? :D)
Ich bekomme zur Zeit Knoten im Hirn bei der oberflächlich einfachen Frage, was Arbeit ist und was nicht. Vielleicht könnt ihr zu meiner Erleuchtung beitragen?
Meine bisherigen Ergebnisse sind folgende:
1. Definitionsversuch: Arbeit ist das, wofür man Geld bekommt.
Diese Definition klingt an bei Sätzen wie "Und, arbeitest du grade oder bist du zu Hause?"
Dass die Definition hinkt wie ein einbeiniger Kriegsveteran, sollte spätestens auf den zweiten Blick klar sein. Zur Sicherheit noch ein paar Argumente: Wenn zwei Menschen genau der gleichen Tätigkeit nachgehen, der eine sie aber hauptberuflich, der andere ehrenamtlich macht, dann ist es für den einen Arbeit und für den anderen nicht? Jeder, der sich schon mal auf eine Prüfung vorbereitet hat, wird hysterisch kichern, wenn man ihm erzählt, das wäre keine Arbeit gewesen. Und was genau ist noch mal Bügeln und Kloputzen? Ein Hobby?
2. Definitionsversuch: Wenn etwas anstrengend und/oder unangenehm ist, ist es Arbeit.
Klingt an in Sätzen wie "Boah, das war echt richtige Arbeit" oder "Das ist doch keine Arbeit, das mach ich doch gern". Wenn also jemand tatsächlich seinen Beruf mit Begeisterung und Spaß ausübt, dann arbeitet er gar nicht? Und ist es dann auch Arbeit, wenn ich ins Fitnessstudio gehe? Das ist ziemlich anstrengend und macht auch nicht immer totalen Spaß.
Davon abgesehen finde ich die Vorstellung Arbeit = unangenehm sehr, sehr destruktiv. Immerhin verbringen wir sehr viel Zeit unseres Lebens mit Arbeiten. Wäre doch schade, wenn diese Zeit per definition ätzend sein müsste.
3. Definitionsversuch: Arbeit ist das Gegenteil von Freizeit.
Freizeit ist dem Wortsinn nach freie Zeit, also Zeit, die ich frei einteilen kann. Mal ehrlich: Wie viel Zeit habt ihr, die ihr tatsächlich frei einteilen könnt? Und alles andere ist Arbeit? Oder was ist mit Schlafen, Duschen und aufs Klo gehen? Freizeit? Arbeit? Oder noch etwas drittes?
Noch ein paar weitere unklare Fälle:
- Ist das Erstellen der Steuererklärung Arbeit? Wenn ja, warum macht man es dann in der Freizeit?
- Ein Musikinstrument lernen ist oft anstrengend und unlustig. Ist das Arbeit? Wenn nein, was ist dann mit Berufsmusikern? Wenn ja, auch dann, wenn man es zum reinen Vergnügen macht?
- Wenn ich "hauptberuflich" Hausfrau und Mutter bin, ist es dann auch Arbeit, wenn ich mit meinem Kind spiele? Nein? Und wenn ich Hausaufgaben mit ihm mache? Dann schon? Und wenn mir das Betreuen der Hausaufgaben Spaß macht?
- Ist Kochen immer Arbeit oder nie oder nur manchmal?
- Wenn ich ein Fachbuch lese, das thematisch zu meinem Beruf gehört, ist das dann Arbeit? Und wenn ich es einfach aus persönlichem Interesse lese?
- Wenn ich mich bemühe, "an mir zu arbeiten", arbeite ich dann?
In einer Kultur, in der "Arbeit ist das halbe Leben" gilt und in der die Frage "Und, was machst du so?" zu Beginn einer jeden Bekanntschaft gestellt wird und für alle verständlich mit einem Beruf beantwortet werden soll, finde ich es sehr erstaunlich, wie unklar der Begriff Arbeit ist. Und wie negativ besetzt. Und ich habe noch gar nicht von der "Arbeit eines Künstler", einer "Klassenarbeit" oder dem physikalischen Arbeitsbegriff gesprochen.
Vielleicht - und das ist der Punkt, an dem ich gedanklich gerade stehe - sollten wir prinzipiell aufhören, Arbeit und Freizeit so strikt trennen zu wollen und uns lieber darauf konzentrieren, in allen beiden Bereichen etwas zu tun, das uns möglichst viel Spaß und Genuss bringt.
entsteht manchmal auch dadurch, dass man etwas seinlässt, von dem man dachte, es würde halt einfach dazugehören.
(Kryptik entsteht ähnlich ;) )
Frau Gminggmangg schrieb vor einer Weile einen zum Brüllen komischen Schmähgesang an den
Herrn Murphy.
Nachdem ich mich eine Weile königlich amüsiert hatte (und nachdem ich zum ersten Mal genauer nachgelesen habe, was Murphys Gesetz eigentlich im Detail aussagt), stellte sich bei mir so ein komisches Bauchgefühl ein und ich begann, genauer darüber nachzudenken.
Das Ergebnis: Für mich gibt es ab heute Murphys Gesetz nicht mehr.
Das "Gesetz" ist sehr beliebig und einfach nur deshalb populär, weil es alle nachvollziehen können. Weil - und da liegt der Hase im Pfeffer - negative Dinge eben deutlich mehr auffallen und besser im Gedächtnis bleiben als gute oder normal-durchschnittliche. Mit jedem Mal, wenn mir (auch im übertragenen Sinn) das Brot auf die Marmeladenseite fällt, denke ich "war ja klar". Wenn es auf die Brotseite oder (noch viel häufiger) gar nicht runterfällt, ist das einfach normal oder vielleicht noch "na, heute mal nicht auf die Marmeladenseite". Mit Murphy's Law wird die Marmeladenseite zum Normalzustand erklärt und Energie folgt bekanntlich der Aufmerksamkeit.
Wie oft fallen Kinder NICHT vom Klettergerüst? Wie oft geht etwas kaputt, um das es sowieso nicht so schade war? Wie oft tritt man genau NEBEN die Hundekacke und nicht rein (weiß man natürlich nicht, weil man es gar nicht bemerkt, neben die Kacke treten stinkt ja nicht ;) )? Wie oft klappen Dinge einfach so, ohne große Katastrophen, selbst wenn man nicht alles total im Griff hatte? Eben.
Deshalb habe ich von Murphy die Schnauze voll!
Von nun an werde ich es als eine unschöne, aber auch normale Ausnahmeerscheinung betrachten, wenn etwas schiefgeht und nicht als universelles Gesetz.
Howh, ich habe gesprochen!
(Schreibt man das so?)