Sonntag, 23. Januar 2011

Eine (Roman-)Aboriginefrau über die 10 Gebote

"Ich mag das Christentum", sagte die alte Frau, während sie ihren gebeugten, buckligen Rücken dehnte und sich an einen Baum lehnte, um bequemer zu sitzen. "Ich mag die Jesusgeschichten und die schöne Orgelmusik. Aber diese zehn Regeln, auf die sie so stolz sind, die hab' ich nie verstanden. Gott hat einem Mann gesagt, er soll sie auf Steine schreiben, aber ich denke, etwas stimmt da nicht.

Eine Regel sagt, man solle seine Eltern ehren. Warum sollte die Göttliche Einheit das aufgeschrieben haben wollen, wenn sie uns so geschaffen hat, dass wir mit der Liebe zu unseren Eltern geboren werden? Das braucht man einem Kind nicht beizubringen. Vielleicht lautete die Regel eigentlich: "Tue nichts, wodurch deine Kinder ihre Liebe zu dir verlieren." Vermutlich hat der Mann gedacht, das wäre zu lang, um es aufzuschreiben und hat es darum abgekürzt.

Es gibt noch eine Regel, die sagt, dass man nicht stehlen solle, aber jeder weiß, wenn du auf deine Gefühle hörst, würdest du dich immer schlecht fühlen, wenn du dir ohne Erlaubnis etwas nimmst. Und sie sagen, es wäre eine Regel, dass man sich an einem Tag in der Woche an Gott erinnert. Ich kann nicht glauben, dass die Göttliche Einheit je gesagt hat, das solle aufgeschrieben werden. Wir ehren die Einheit in allen Dingen, jeden Tag, den ganzen Tag lang."

Aus: Marlo Morgan: Traumreisende, S. 144

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https://stjama.twoday.net/stories/11591115/modTrackback

distelfliege - 23. Jan, 14:34

ich frage mich, ob und wann Marlo Morgan je damit aufhören wird, ihre Fantasy-Romane mit Aborigines-Figuren aus ihrem Kopf auszustaffieren und dem Ganzen ein Lügenmäntelchen der Authentizität als Verkaufsstrategie umzuhängen.

Entschuldige, bei dem Thema kann ich meist nicht anders...

Hier ein Link: http://dumbartung.org.au/

Stjama - 23. Jan, 15:35

Auch in Fantasyromanen kann eine Menge Wahres stehen. Dieses Zitat ist für mich vollkommen wahr, was den Inhalt angeht. :)

(Kein Grund, dich zu entschuldigen :) )

Liebe Grüße,
Stjama
distelfliege - 24. Jan, 01:46

Ja, das stimmt - ich finde das auch völlig ok sich von Fantasy inspirieren zu lassen.
Bei Marlo Morgan finde ich das nur schade, dass sie rücksichtslos Aborigines für ihre Fantasiegeschichten einspannt, weil das letztendlich auf diese - echten Menschen - zurückfällt und Klischees in Köpfen erzeugt, von denen dann tatsächlich Menschen betroffen sind. Hätte sie mal lieber Elfenfrauen oder Aliens von fremden Planeten sprechen lassen sollen..
Stjama - 24. Jan, 22:02

Da hast du sicher recht. Ich habe mich gestern mal eingelesen. Dass die Bücher wohl eher Fantasy als Realitätsbeschreibung sind, war mir schon klar. Dass die Aborigines sich aber so deutlich davon distanzieren, wusste ich nicht. Von daher: Vielen Dank fürs Draufstupsen :)

Liebe Grüße,
Stjama

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