Freitag, 14. August 2009

Über Blutspende

Über Organspende habe ich ja vor einer Weile schon mal meine Meinung geäußert. Heute ist also die Blutspende dran.

Meine Bedenken gegenüber der Organspende haben - kurz zusammengefasst - vor allem damit zu tun, dass ich einerseits meinen Sterbeprozess nicht "hergeben" möchte und dass ich andererseits befürchte, dass für mich im Falle eines schweren Unfalls nicht alles getan werden könnte, wenn klar ist, dass meine Organe weitergegeben werden können.

Beide Probleme treten bei der Blutspende ja nicht auf und daher habe ich auch kein grundsätzliches Problem mit Blutspenden. Im Gegenteil, ich bin schon oft beim Blutspenden gewesen (und bin übrigens auch in der Knochenmarksspenderdatei eingetragen) und werde auch weiterhin immer mal, wenn es gut passt, zum Blutspenden gehen.

Trotzdem gibt es zwei Dinge, die mich am Blutspenden massiv stören und die ich hier thematisieren möchte:

Der erste Punkt betrifft die Praxis der Blutspendetermine: Handschuhe werden von den Schwestern und Pflegern, die das Blut abnehmen, eigentlich nie getragen geschweige denn gewechselt, wenn sie von Spender zu Spender gehen. Es werden auch nicht immer zwischendurch die Hände gewaschen oder desinfiziert. Ich bin da vielleicht etwas paranoid, aber ich erwarte gerade beim Blutspenden, wo ja logischerweise mit Blut hantiert wird, einen extrem hygienischen, sicheren Umgang damit. Klar, normalerweise kommt das Blut aus dem geschlossenen System von Arm - Schläuchen - Beutel gar nicht raus, aber ich habe es schon mehr als einmal erlebt, dass falsch gestochen wurde, ein Hähnchen am Schlauch nicht zugedreht war oder die Wunde hinterher noch mal aufgegangen ist, so dass sehr wohl "offenes" Blut im Umlauf war. Der Umgang damit ist für mein Empfinden deutlich verbesserungswürdig.
Zusätzlich wurde ich einmal - beim Leukozytenspenden - vom Arzt völlig falsch aufgeklärt und hatte hinterher tagelang Beschwerden, auf die er mich einfach hätte hinweisen müssen. Ich hatte sogar beim Aufklärungsgespräch Bedenken geäußert, die kurzerhand weggewischt und als unnötig abgetan wurden. Ich kam mir hinterher vor wie eine Milchkuh, der der Besitzer mal eben bei Bedarf etwas abzapft und sie dann wieder in den Stall schickt. So etwas darf nicht passieren! Jeder, der Blutspenden geht, geht gesundheitliche Risiken ein, um anderen zu helfen, auch wenn diese Risiken nicht wahnsinnig hoch sind. Dann sollte es doch eine Selbstverständlichkeit sein, so aufzuklären, dass jeder auch wirklich selbst entscheiden kann, ob er diese Risiken eingehen will oder nicht.

Beim Thema der freien Entscheidung sind wir schon beim zweiten Punkt, der für mich Anlass war, über dieses Thema zu schreiben: Heute flatterte mir ein Werbebrief mit dem nächsten Blutspendetermin ins Haus. Der erste Satz, der mich fett und riesig gedruckt ansprang, lautet: "Wir können die Blutversorgung bald nicht mehr garantieren!" Dann folgen zwei, drei Sätze darüber, dass es nicht selbstverständlich ist, dass für die kranken und verletzten Mitmenschen genug Blut vorhanden ist und dass ich deshalb ganz dringend zum Blutspenden kommen soll.

Wie gesagt, ich werde wahrscheinlich nächste Woche wirklich hingehen, darum geht es gar nicht. Aber ich kann es nicht leiden, wenn bei einem solchen Thema auf die Tränendrüse gedrückt oder, wie in diesem Fall, mit der Angst gearbeitet wird, um Leute zu etwas zu bewegen, das sie sonst vielleicht nicht tun würden. Eine Spende ist eine freiwillige Gabe, ein Geschenk. Und ein halber Liter Blut ist ein recht großzügiges Geschenk, würde ich sagen. Ich mache dieses Geschenk gerne, aber ich möchte mich nicht unter Druck gesetzt fühlen. Für einen Hinweis auf den nächsten Termin hier im Ort bin ich sehr dankbar, aber muss das mit so einem Text sein? Das verleidet mir die Sache ein bisschen und hinterlässt einen blöden Beigeschmack...

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