Über Höflichkeit
Ein Thema, das mir schon seit einer Weile im Kopf herumgeistert, will nun endlich mal in die Tasten gehauen werden.
Ich bin, denke ich, ein sehr höflicher Mensch. Ich bin aufmerksam, ob jemand hinter mir durch die Tür gehen möchte und halte sie dann auf. Ich grüße immer freundlich und nehme dabei sogar Blickkontakt auf (ein Verhalten, auf das viele Menschen freudig erstaunt reagieren). Ich bedanke mich auch für Dinge, die andere vielleicht selbstverständlich finden. Ich gebe die Hand, biete Plätze und Hilfe an und formuliere meine Anliegen rücksichtsvoll-freundlich.
Normalerweise fahre ich damit sehr gut, weil ich inzwischen gelernt habe, die Grenze der Höflichkeit zu erkennen und auch sehr deutlich meine Meinung zu sagen, wenn es die Situation erfordert.
Ich bringe auch dem Töchterchen die Grundregeln der Höflichkeit bei, wenn auch vielleicht nicht mit dem gebotenen Ehrgeiz. Dafür gibt es zwei Gründe:
Erstens: Mir fällt keine andere Möglichkeit ein, als "Wie heißt das Zauberwort?" oder "Wie sagt man?" Ich stelle sie damit nicht bloß und ich spreche auch immer wieder mal mir ihr darüber, dass ich viel mehr Freude daran habe, etwas für sie zu tun, wenn ich nett gefragt werde. Aber ich habe trotzdem immer den Eindruck, ich trainiere ihr ein nettes Kunststück ein, und das ist nicht das, was ich unter Erziehung verstehe.
Und da sind wir auch schon bei Zweitens: Wenn man Höflichkeit mal genauer anschaut, dann ist es tatsächlich nichts anderes als ein nettes Kunststück, eine eintrainierte Zirkusnummer. Viele Menschen (ich auch manchmal) verwechseln Höflichkeit mit Respekt oder Anerkennung. Wer höflich zu mir ist, bringt mir Wertschätzung entgegen. Das ist Bullshit. Ich kann in höflichster Weise die größten Unverschämtheiten sagen (wenn ich richtig gut bin, dann merkt der Angesprochene es nicht mal, aber die Umstehenden ;-) ). Von dem, was man hinter dem Rücken so sagt, außerhalb der Zirkusarena, mal ganz abgesehen. Und ich kenne andererseits Menschen, die auf eine ganz einfache, unkapriziöse, bäuerliche Art herzlich und offen freundlich sind, obwohl sie sich über alle Höflichkeitsregeln hinwegsetzen.
Dass Höflichkeit eine Frage der Kultur und des Zeitgeistes ist, ist eine Binsenweisheit, die die Absurdität des Ganzen eigentlich erst so richtig zeigt. Während man angeblich noch zu Luthers Zeiten mit Rülpsen und Furzen dem Koch die Begeisterung über das Essen beweisen konnte, beweist man damit heute höchstens Respektlosigkeit und schlechte Manieren. In der westlichen Welt zeigt ein Augenkontakt, dass man jemandem konzentriert zuhört, in Asien ist er sehr taktlos. Egal wie respektvoll ich also mit jemandem umgehen möchte: Wenn ich die Regeln nicht kenne, mit denen ich das beweisen kann, habe ich wenig Chancen.
Meine Höflichkeit ist normalerweise tatsächlicher Respekt, in die Sprache gekleidet, die viele verstehen. Ich bin gerne freundlich zu anderen Menschen, weil ich oft merke, dass ich ihnen damit den Tag schöner mache und das macht meinen eigenen auch schöner. Das ist etwas anderes, als einfach nur Verhaltensregeln zu befolgen. Wenn es nur darum geht, stoße ich immer wieder auf Probleme: Ich bin zwar deutlich jünger als diese Person, stehe aber beruflich "über" ihr. Darf ich ihr jetzt das Du anbieten oder muss ich auf ihres warten? Wäre es jetzt gut oder aufdringlich gewesen, auf die Schulrätin direkt mit Handschlag zuzugehen? Da merke ich dann wieder, dass ich mich eigentlich doch in einer Zirkusnummer befinde.
Wie macht man es denn nun mit Kindern? Ihnen die Regeln beizubringen halte ich schon für sehr wichtig, man hat es sehr viel leichter damit. Aber wie bringt man ihnen bei, dass es eigentlich auf das ankommt, was hinter den Regeln steht? Dass man mit dem Einhalten dieser Regeln andere in Sicherheit wiegen und ihnen das geben kann, was sie sich wünschen. Dass man aber selbst nicht darauf hereinfallen darf, Höflichkeit mit Respekt zu verwechseln, weder beim eigenen noch bei fremdem Verhalten. Wie macht man das? Ratschläge anyone?
Ich bin, denke ich, ein sehr höflicher Mensch. Ich bin aufmerksam, ob jemand hinter mir durch die Tür gehen möchte und halte sie dann auf. Ich grüße immer freundlich und nehme dabei sogar Blickkontakt auf (ein Verhalten, auf das viele Menschen freudig erstaunt reagieren). Ich bedanke mich auch für Dinge, die andere vielleicht selbstverständlich finden. Ich gebe die Hand, biete Plätze und Hilfe an und formuliere meine Anliegen rücksichtsvoll-freundlich.
Normalerweise fahre ich damit sehr gut, weil ich inzwischen gelernt habe, die Grenze der Höflichkeit zu erkennen und auch sehr deutlich meine Meinung zu sagen, wenn es die Situation erfordert.
Ich bringe auch dem Töchterchen die Grundregeln der Höflichkeit bei, wenn auch vielleicht nicht mit dem gebotenen Ehrgeiz. Dafür gibt es zwei Gründe:
Erstens: Mir fällt keine andere Möglichkeit ein, als "Wie heißt das Zauberwort?" oder "Wie sagt man?" Ich stelle sie damit nicht bloß und ich spreche auch immer wieder mal mir ihr darüber, dass ich viel mehr Freude daran habe, etwas für sie zu tun, wenn ich nett gefragt werde. Aber ich habe trotzdem immer den Eindruck, ich trainiere ihr ein nettes Kunststück ein, und das ist nicht das, was ich unter Erziehung verstehe.
Und da sind wir auch schon bei Zweitens: Wenn man Höflichkeit mal genauer anschaut, dann ist es tatsächlich nichts anderes als ein nettes Kunststück, eine eintrainierte Zirkusnummer. Viele Menschen (ich auch manchmal) verwechseln Höflichkeit mit Respekt oder Anerkennung. Wer höflich zu mir ist, bringt mir Wertschätzung entgegen. Das ist Bullshit. Ich kann in höflichster Weise die größten Unverschämtheiten sagen (wenn ich richtig gut bin, dann merkt der Angesprochene es nicht mal, aber die Umstehenden ;-) ). Von dem, was man hinter dem Rücken so sagt, außerhalb der Zirkusarena, mal ganz abgesehen. Und ich kenne andererseits Menschen, die auf eine ganz einfache, unkapriziöse, bäuerliche Art herzlich und offen freundlich sind, obwohl sie sich über alle Höflichkeitsregeln hinwegsetzen.
Dass Höflichkeit eine Frage der Kultur und des Zeitgeistes ist, ist eine Binsenweisheit, die die Absurdität des Ganzen eigentlich erst so richtig zeigt. Während man angeblich noch zu Luthers Zeiten mit Rülpsen und Furzen dem Koch die Begeisterung über das Essen beweisen konnte, beweist man damit heute höchstens Respektlosigkeit und schlechte Manieren. In der westlichen Welt zeigt ein Augenkontakt, dass man jemandem konzentriert zuhört, in Asien ist er sehr taktlos. Egal wie respektvoll ich also mit jemandem umgehen möchte: Wenn ich die Regeln nicht kenne, mit denen ich das beweisen kann, habe ich wenig Chancen.
Meine Höflichkeit ist normalerweise tatsächlicher Respekt, in die Sprache gekleidet, die viele verstehen. Ich bin gerne freundlich zu anderen Menschen, weil ich oft merke, dass ich ihnen damit den Tag schöner mache und das macht meinen eigenen auch schöner. Das ist etwas anderes, als einfach nur Verhaltensregeln zu befolgen. Wenn es nur darum geht, stoße ich immer wieder auf Probleme: Ich bin zwar deutlich jünger als diese Person, stehe aber beruflich "über" ihr. Darf ich ihr jetzt das Du anbieten oder muss ich auf ihres warten? Wäre es jetzt gut oder aufdringlich gewesen, auf die Schulrätin direkt mit Handschlag zuzugehen? Da merke ich dann wieder, dass ich mich eigentlich doch in einer Zirkusnummer befinde.
Wie macht man es denn nun mit Kindern? Ihnen die Regeln beizubringen halte ich schon für sehr wichtig, man hat es sehr viel leichter damit. Aber wie bringt man ihnen bei, dass es eigentlich auf das ankommt, was hinter den Regeln steht? Dass man mit dem Einhalten dieser Regeln andere in Sicherheit wiegen und ihnen das geben kann, was sie sich wünschen. Dass man aber selbst nicht darauf hereinfallen darf, Höflichkeit mit Respekt zu verwechseln, weder beim eigenen noch bei fremdem Verhalten. Wie macht man das? Ratschläge anyone?
Stjama - 14. Feb, 21:25
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