Montag, 14. Februar 2011

Über Höflichkeit

Ein Thema, das mir schon seit einer Weile im Kopf herumgeistert, will nun endlich mal in die Tasten gehauen werden.

Ich bin, denke ich, ein sehr höflicher Mensch. Ich bin aufmerksam, ob jemand hinter mir durch die Tür gehen möchte und halte sie dann auf. Ich grüße immer freundlich und nehme dabei sogar Blickkontakt auf (ein Verhalten, auf das viele Menschen freudig erstaunt reagieren). Ich bedanke mich auch für Dinge, die andere vielleicht selbstverständlich finden. Ich gebe die Hand, biete Plätze und Hilfe an und formuliere meine Anliegen rücksichtsvoll-freundlich.

Normalerweise fahre ich damit sehr gut, weil ich inzwischen gelernt habe, die Grenze der Höflichkeit zu erkennen und auch sehr deutlich meine Meinung zu sagen, wenn es die Situation erfordert.

Ich bringe auch dem Töchterchen die Grundregeln der Höflichkeit bei, wenn auch vielleicht nicht mit dem gebotenen Ehrgeiz. Dafür gibt es zwei Gründe:

Erstens: Mir fällt keine andere Möglichkeit ein, als "Wie heißt das Zauberwort?" oder "Wie sagt man?" Ich stelle sie damit nicht bloß und ich spreche auch immer wieder mal mir ihr darüber, dass ich viel mehr Freude daran habe, etwas für sie zu tun, wenn ich nett gefragt werde. Aber ich habe trotzdem immer den Eindruck, ich trainiere ihr ein nettes Kunststück ein, und das ist nicht das, was ich unter Erziehung verstehe.

Und da sind wir auch schon bei Zweitens: Wenn man Höflichkeit mal genauer anschaut, dann ist es tatsächlich nichts anderes als ein nettes Kunststück, eine eintrainierte Zirkusnummer. Viele Menschen (ich auch manchmal) verwechseln Höflichkeit mit Respekt oder Anerkennung. Wer höflich zu mir ist, bringt mir Wertschätzung entgegen. Das ist Bullshit. Ich kann in höflichster Weise die größten Unverschämtheiten sagen (wenn ich richtig gut bin, dann merkt der Angesprochene es nicht mal, aber die Umstehenden ;-) ). Von dem, was man hinter dem Rücken so sagt, außerhalb der Zirkusarena, mal ganz abgesehen. Und ich kenne andererseits Menschen, die auf eine ganz einfache, unkapriziöse, bäuerliche Art herzlich und offen freundlich sind, obwohl sie sich über alle Höflichkeitsregeln hinwegsetzen.

Dass Höflichkeit eine Frage der Kultur und des Zeitgeistes ist, ist eine Binsenweisheit, die die Absurdität des Ganzen eigentlich erst so richtig zeigt. Während man angeblich noch zu Luthers Zeiten mit Rülpsen und Furzen dem Koch die Begeisterung über das Essen beweisen konnte, beweist man damit heute höchstens Respektlosigkeit und schlechte Manieren. In der westlichen Welt zeigt ein Augenkontakt, dass man jemandem konzentriert zuhört, in Asien ist er sehr taktlos. Egal wie respektvoll ich also mit jemandem umgehen möchte: Wenn ich die Regeln nicht kenne, mit denen ich das beweisen kann, habe ich wenig Chancen.

Meine Höflichkeit ist normalerweise tatsächlicher Respekt, in die Sprache gekleidet, die viele verstehen. Ich bin gerne freundlich zu anderen Menschen, weil ich oft merke, dass ich ihnen damit den Tag schöner mache und das macht meinen eigenen auch schöner. Das ist etwas anderes, als einfach nur Verhaltensregeln zu befolgen. Wenn es nur darum geht, stoße ich immer wieder auf Probleme: Ich bin zwar deutlich jünger als diese Person, stehe aber beruflich "über" ihr. Darf ich ihr jetzt das Du anbieten oder muss ich auf ihres warten? Wäre es jetzt gut oder aufdringlich gewesen, auf die Schulrätin direkt mit Handschlag zuzugehen? Da merke ich dann wieder, dass ich mich eigentlich doch in einer Zirkusnummer befinde.

Wie macht man es denn nun mit Kindern? Ihnen die Regeln beizubringen halte ich schon für sehr wichtig, man hat es sehr viel leichter damit. Aber wie bringt man ihnen bei, dass es eigentlich auf das ankommt, was hinter den Regeln steht? Dass man mit dem Einhalten dieser Regeln andere in Sicherheit wiegen und ihnen das geben kann, was sie sich wünschen. Dass man aber selbst nicht darauf hereinfallen darf, Höflichkeit mit Respekt zu verwechseln, weder beim eigenen noch bei fremdem Verhalten. Wie macht man das? Ratschläge anyone?

Was so ansteht

Danke für eure Glückwünsche, ich habe mich sehr gefreut :) Heute habe ich jetzt auch die Zwischenzeugnisse bei der Schulleitung abgegeben und damit noch einen weiteren "Brocken" weg. Ich glaube, heute Abend lasse ich die Schule Schule sein und widme mich den drei Körben Wäsche, die hier so nett rumstehen ;-)

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Am Samstag habe ich mich endlich mal wieder ans Gravieren gemacht. Dabei ist unter anderem das da rausgekommen:

feenflasche

Und die ist ausnahmsweise einfach mal für mich und wartet auf den ersten Spitzwegerich, aus dem ich wieder neue Anti-Mückenstich-Tinktur machen werde. Oder eine andere Tinktur, mal schauen, was mich als erstes anlacht im Frühjahr :-)

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Gestern Abend habe ich die medizinische Erklärung gelesen für das, was bei mir passiert, wenn ich nicht halbwegs ausgeschlafen habe: Es gibt kurzzeitige Anspannungen des Körpers, die sich in Herzklopfen etc. äußern. Wenn man Pech hat, gibt es dann noch eine länger dauernde Anspannung, die in erster Linie hormongesteuert ist und stunden- oder tagelang anhalten kann. Vor allem Cortisol ist der Bösewicht. Das Problem dabei ist: Cortisol begünstigt Schlafprobleme (klar: wenn ich sehr angespannt bin, schlafe ich nicht so gut und entspannt oder auch gar nicht). Das nächste Problem: Zu wenig Schlaf macht uns empfindlicher für Reize, wodurch die Anspannung leichter steigt und damit dann auch die Cortisolausschüttung. Herzlich willkommen, Teufelskreis. Wer also da eher empfindlich ist (so wie ich), sollte unbedingt auf seinen Schlaf achten.

So weit zur Theorie. Ich bin also gestern ganz brav um halb 11 ins Bett gegangen, nur um dann um 1 vom Töchterchen geweckt zu werden, um halb 4 aus Alpträumen hochzuschrecken und ab 5 nur noch zu dösen, weil ich ja sowieso "gleich" aufstehen muss. Möp. Der Schultag war dementsprechend kacke. Ich war völlig dünnhäutig und nicht recht präsent und die ständige Reizüberflutung in der Schule war für mich heute echt heftig. Die beiden Elterngespräche, vor denen ich mich gefürchtet hatte, waren dann allerdings gut. Dafür hat eines meiner Sorgenkinder einen extremen, ungefähr eine Stunde dauernden Wutanfall ausgelebt. Ich erspare euch die Einzelheiten.

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So, die Wäsche ruft.

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