Dienstag, 14. Juni 2011

Hundehalter from hell

Gestern Abend setzte ich mich nach draußen auf eine Decke, wo ich in Ruhe und schöner Umgebung meine schulrechtlichen Kenntnisse vertiefen wollte. Ich saß auf einem gemähten Stückchen Wiese zwischen zwei Feldern, wo normalerweise nie jemand vorbeikommt. Vor mir eine weite Aussicht über die Hügellandschaft der Gegend, hinter mir Felder und dann ein Wäldchen, rechts von mir ein grüner Hügel und links von mir, vielleicht zweihundert Meter entfernt, eine kleine Pferdekoppel mit Reitplatz, auf dem gerade ein junges Mädchen eine braune Stute ritt. Idylle pur.

Bis der Hunderhalter from hell auftauchte.

Schon bevor ich ihn sehen konnte, hörte ich ihn zu der Reiterin röhren: "Haben Sie einen Hund dabei? Haben Sie einen Hund? Ist bei Ihnen ein Hund?" Das Mädchen verneinte (übrigens auch schon beim ersten Mal). Dann kam ich dem Hundehalter from hell ins Blickfeld, wie ich da auf meiner Decke saß und er röhrte weiter:

Hundehalter from hell (Huha):"He, Sie, haben Sie einen Hund dabei?"
Stjama: "Nein."
Huha: "Haben Sie einen Hund dabei?"
Stjama (lauter): "Nein, ich habe keinen Hund!"

20 Sekunden später ist der Huha from hell etwas näher gekommen und fängt von vorne an:

Huha: "Haben Sie einen Hund dabei?"
Stjama: "Nein!"
Huha: "Ist bei Ihnen ein Hund?"
Stjama: "NEIN!"
Huha: "Das Schwarze da vor Ihnen sieht nämlich aus wie ein Hund!"
Stjama: "Das ist meine Tasche!"
Huha (völlig ohne literarische Übertreibung, das war wirklich genau so!): "Was, eine Matratze?"
Stjama (lauter): "Nein, eine Tasche!"
Huha (entsetzt): "Eine Katze???"
Stjama (brüllt): "EINE TASCHE!"
Huha: "Ach so, eine Tasche. Hahaha. Das macht nichts."

Inzwischen sind der Huha from hell und zwei Begleiterinnen nebst hübschem schwarzem Hund (natürlich ohne Leine, sonst wäre der Aufwand ja nicht nötig) schon deutlich in meine Nähe gekommen. Im Versuch, zu dem Gebrülle wenigstens noch ein kleines bisschen Smalltalk hinzuzufügen, frage ich: "Verträgt der sich wohl nicht mit anderen Hunden?" Der Huha from hell erklärt voller Selbstverständlichkeit: "Mit Weibern halt nicht. Ist halt selbst ein Weib. Muahaha." Genau. Alle "Hundeweiber" sind hochgefährliche Geschöpfe, wenn sie mit ihresgleichen zusammenkommen. Mit Erziehung, Haltung oder sonstigen Dingen hat das nichts zu tun. Ja, ist klar. Die Variante, das "Weib" dann ohne Leine herumlaufen zu lassen und lieber alle Leute zu nerven, ist natürlich auch eine prima Idee.

Huha: "Nichts zu fressen geben!"
Stjama (resigniert): "Nein."

(Erstens: Ich hatte nicht mal was zu Essen da. Die Warnung war also nicht durch Hundekuchen oder Salamibrot in meiner Hand verursacht. Zweitens: Ich gebe doch nicht einfach einem fremden Hund irgendetwas zu fressen, das sollte doch selbstverständlich sein.)

Der Huha from hell und seine Truppe sind schon fast vorbeigelaufen, da interessiert sich die hübsche Hündin jetzt doch ein bisschen für mich und läuft in einem großen Bogen um meine Decke herum. Der Huha feuert sie an: "Ja, genau, schau mal, obs da Fresschen gibt!"

(What the fuck? Wurde ich nicht gerade angewiesen, ihr bloß nichts zu geben?)

"Bitte einmal streicheln, wenn sie sich rantraut!"

(Warum muss ich mich jetzt eigentlich an dieser seltsamen Form der Hundeerziehung beteiligen? Ich will bloß lernen, was der bayerische Staat über die Bedingungen für Hausaufgaben schreibt.)

Die Hündin wollte sich aber gar nicht streicheln lassen, sondern bloß ihren Darm entleeren. Eineinhalb Meter neben meiner Decke. Lecker.

Der Huha from hell entschuldigte sich mehrmals laut und wortreich und schritt von dannen, um seine Hündin für diesen Fauxpas zu ermahnen. Jetzt schaltete sich eine der beiden Frauen ein, die mit dem Huha from hell unterwegs waren, und fing die Diskussion an, ob der Huha jetzt selbst Schuld wäre, dass die Hündin da hingekackt hätte ("Was gehst'n auch mit ihr da her?") oder ob das ein fürchterlicher Verstoß gegen alle Regeln wäre ("Ne, das geht nicht! Wenn da jetzt ein junger Hund gewesen wäre!" Dass ich gerade im Gestank sitze, scheint nicht so wichtig zu sein. Ich bin ja kein Hund.) Es folgt eine längere Diskussion darüber, wer für die Hundeerziehung zuständig ist, die zum Glück leiser wird, weil der Huha from hell und seine liebreizende Begleitung von dannen zieht.

Zehn Minuten später - der Huha from hell hat eine Schleife gezogen und ich sehe ihn jetzt da hinter dem Feld auf dem Weg entlanglaufen; ich bin mit meiner Decke ein Stück weitergerutscht und versuche gerade, mich wieder in meine Paragraphen zu vertiefen - ist die Hündin in eine heftige Beißerei mit einem anderen Hund verwickelt.

Bei manchen Menschen könnte ich echt...

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